Globale Studie: Energiewende verlangsamt sich

© Stockwerk-Fotodesign / stock.adobe.com

Die Investitionen in aufstrebende Energietechnologien verlagern sich laut einer aktuellen globalen Studie von L.E.K. Consulting, da die Öl- und Gasindustrie ihr Hauptaugenmerk auf das Kerngeschäft und die Dekarbonisierung des Erdölbereichs richtet. Solar- und Windenergie setzen ihr Wachstum fort.

Im Vergleich zu den Vorjahren haben Energieunternehmen 2023 ihre Priorität stärker auf Öl und Gas als auf neue Energiebereiche gesetzt, was darauf hindeutet, dass die Dynamik der Energiewende, weg von fossilen Brennstoffen, nachlässt. Diese Erkenntnis stammt aus einer weltweiten Studie der globalen Strategieberatung L.E.K. Consulting.

Es wurde festgestellt, dass der Anteil an Entscheidern im Energiesektor, die eine anhaltende Fokussierung auf Öl und Gas als einen der drei wichtigsten Investitionsbereiche für die nächsten fünf Jahre nannten, verglichen mit den Umfrageergebnissen von 2021 bis Mitte 2023 um 25 Prozentpunkte auf über 70 % gestiegen ist. Sie gaben an, dass ihre wichtigste Nachhaltigkeitsverpflichtung im Jahr 2023 die Dekarbonisierung ihrer bestehenden Betriebe war. Die Global Energy Studie von L.E.K., durchgeführt durch qualitative Erkenntnisse aus rund 40 Roundtable-Diskussionen und quantitativen Umfragedaten von etwa 300 hochrangigen Führungskräften aus verschiedenen Bereichen der Energiewirtschaft, bestätigt dies. Die Teilnehmer der Umfrage und der Diskussionsrunden kamen aus verschiedenen Regionen, hauptsächlich aus Nordamerika, Europa und dem Nahen Osten.

Michael Ringleb, Partner bei L.E.K. im Münchner Büro und Experte im Bereich Energie und Umwelt, kommentiert, dass das Investitionsverhalten in der Energiebranche sich global gesehen von einer fordernden zu einer gemäßigten Haltung wandelt. Er merkt an, dass Unternehmen, die sich in der Vergangenheit intensiv mit neuen Technologien und Weiterentwicklungen beschäftigt haben, nun sagen, sie würden das Geld besser für ihr Kerngeschäft einsetzen.

Die Experten sehen in der Übernahme von Pioneer Natural Resources durch ExxonMobil und der geplanten Übernahme von Hess Corporation durch Chevron Anzeichen für eine Rückbesinnung auf fossile Brennstoffe. Amar Gujral, Partner bei L.E.K. und ebenfalls Experte im Bereich Energie und Umwelt, sagt, dass Energieunternehmen sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

Die wichtigste Nachhaltigkeitslösung für die Öl- und Gasindustrie ist die Dekarbonisierung des eigenen Betriebs. Bei den Technologien für die Energiewende liegt der Schwerpunkt auf Lösungen, die eine Nutzung der bestehenden Infrastruktur ermöglichen.

Rebecca Scottorn, Partnerin bei L.E.K. und Expertin für die Entwicklung von ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien, erklärt, dass auch wenn viele Energieunternehmen ihre Prioritäten bei der Energiewende derzeit anders setzen, sie noch lange nicht abgeschlossen sei. Sie sei eine Frage des ,Wann‘, nicht des ,Ob‘.

Die Studie zeigt, dass etablierte erneuerbare Technologien – insbesondere Solar-, Wind- und Energiespeichersysteme, weiterhin ein gesundes Wachstum verzeichnen und erhebliche Investitionen aus dem gesamten Energiesektor erhalten werden.

Basierend auf einer Pressemitteilung von  L.E.K. Consulting vom 27.03.2024