Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) erwartet im laufenden Jahr einen weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen in Deutschland. Dr. Andreas Bley, Chefvolkswirt des BVR, erklärte, dass der Hauptgrund für die erwartete Zunahme der Insolvenzen die schwache konjunkturelle Entwicklung sei, die derzeit rezessive Tendenzen zeige und im weiteren Jahresverlauf lediglich verhalten an Fahrt aufnehmen dürfte.
Laut einer heute veröffentlichten BVR-Studie dürften sich die Unternehmensinsolvenzen 2024 gegenüber dem Vorjahr um 7,8 Prozent auf etwa 19.300 Fälle erhöhen. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen werde in diesem Jahr voraussichtlich um 6,5 Prozent auf rund 71.400 Fälle steigen.
Dr. Bley betonte, dass der prognostizierte Anstieg der Fallzahlen als eine weitere Normalisierung des Insolvenzgeschehens nach den Sondereffekten zu Beginn der 2020er Jahre zu interpretieren sei. Er wies darauf hin, dass Insolvenzen nicht nur negativ zu bewerten seien. Durch den Marktaustritt nicht überlebensfähiger Unternehmen würden knappe Ressourcen freigesetzt, die in anderen Bereichen dringender benötigt würden. Dr. Bley ergänzte, dass der angestrebte Wandel der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität ohne ein gewisses Maß an Betriebsaufgaben und -neugründungen nicht denkbar sei.
Die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen, die stark von staatlichen Hilfsmaßnahmen im Zuge der Coronakrise beeinflusst wurde, würde laut Dr. Bley erstmals den Stand vor dem Krisenausbruch im Jahr 2019 übertreffen. Bei den Verbraucherinsolvenzen würde die Fallzahl in etwa wieder den Stand von 2017 erreichen, als sich die deutsche Wirtschaft noch in einer Hochkonjunktur befand, was durch die schrittweise Verkürzung der Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre in den Jahren 2020 und 2021 beeinflusst wurde.
Die Studie deutet darauf hin, dass die absehbare Zunahme der Insolvenzzahlen stärker ausfallen würde, wenn Unternehmen und Privathaushalte seit Anfang der 2000er Jahre keine deutlichen Anstrengungen zur Steigerung der finanziellen Resilienz unternommen hätten. Die Eigenkapitalquote der Unternehmen sei spürbar gestiegen und die Privathaushalte hätten ihr Schulden-Einkommen-Verhältnis merklich zurückgeführt.
Der aktuelle Konjunkturbericht des BVR ist im Internet unter www.bvr.de, Publikationen, Volkswirtschaft abrufbar.
Basierend auf einer Pressemitteilung von BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken vom 08.02.2024