Wirtschaftskrise in Deutschland – Wo steht die Pharmaindustrie?

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Deutschland ist zweifelsohne eine der bedeutendsten Life-Science-Nationen der Welt. Dies schließt auch den größten Pharmamarkt Europas ein, mit einer Reihe von Branchenführern, einer wachsende Biotech-Szene und eines umfangreichen Gesundheitssystems.

Deutsche Unternehmen haben sich zudem zu den wichtigsten Herstellern von hochmodernen Biopharmazeutika entwickelt und reagiert damit auf die weltweit wachsende Nachfrage nach personalisierter Medizin.

Die Wirtschaft in Deutschland

Die Gesamtbevölkerung Deutschlands beträgt im Jahr 2023 fast 84,5 Millionen Einwohner, damit ist Deutschland das bevölkerungsreichste Land der Europäischen Union. In Deutschland ist die Bevölkerung gleichmäßig nach Alter verteilt, wobei ein gleichbleibender Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist.

Darüber hinaus blieb die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in Deutschland laut Marktprognosen im Januar 2023 den fünften Monat in Folge bei 5,5 Prozent, was darauf hindeutet, dass der Arbeitsmarkt insgesamt trotz der schwachen Nachfrage aufgrund der Rekordinflation und der steigenden Kreditpreise konstant blieb.

Der Geschäftsklimaindex des Dienstleistungssektors ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt im Jahr 2023 bei 101,3 Indexpunkten. Im Jahr 2022 wird das BIP in Deutschland auf 4,470 Billionen Dollar geschätzt, was einem Wachstum von 1 % gegenüber 2021 entspricht.

Die deutsche pharmazeutische Industrie

Deutschland ist der führende Pharmamarkt in Europa, mit einem Gesamtumsatz von über 56,9 Milliarden Euro im Jahr 2021 und einem jährlichen Umsatzwachstum von 5,1 %. Die deutsche Industrie liegt vor den Märkten Frankreichs, Italiens und Großbritanniens. Der Anteil Deutschlands am gesamten globalen Pharma-Umsatz liegt bei 5,9 % der weltweiten Pharmaindustrie.

Die Pharmabranche konnte ihren Wachstumskurs auch im Rahmen der sich derzeit anbahnenden Wirtschaftskrise beibehalten – im Gegensatz zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ganz Deutschland, die einen dramatischen Rückgang des BIP verursachte.

In Deutschland gibt es mehr als 510 Pharmaunternehmen und mehr als 670 Biotechnologieunternehmen. Die Industrie stellte zu Beginn der COVID-19-Pandemie Arzneimittel und pharmazeutische Ausrüstungen im Wert von 31,1 Mrd. Euro her. Bis zum ersten Quartal 2021 hat die Pharmaindustrie in Deutschland mehr als 58 Mrd. Euro importiert und mehr als 82,8 Mrd. Euro exportiert.

Die meisten Lieferanten und Abnehmer kommen aus den Niederlanden, der Schweiz und den Vereinigten Staaten. China liefert etwa 7 % der Vorleistungen für die pharmazeutische Industrie in Deutschland.

Warum ist die Pharmaindustrie kaum von einer Wirtschaftskrise betroffen?

Die Nachfrage nach pharmazeutischen Produkten auf dem deutschen Markt wird durch verschiedene demografische Entwicklungen bestimmt. Die fortschreitende Alterung der deutschen Bevölkerung wird zu einem erhöhten Bedarf an medizinischen Behandlungen führen, insbesondere für chronische Krankheiten und Mobilitätskrankheiten.

Diese demografischen Veränderungen werden den Produzenten von Nischenprodukten, aber auch den Herstellern von Generika zugutekommen. Aber auch Zulieferer, wie etwa die Hersteller von Tiefziehfolie für die Verpackung von Arzneimitteln und medizinischen Geräten, werden von dieser Entwicklung profitieren.

Allerdings gilt auch: Der Gesundheitsmarkt in Deutschland ist stark reguliert. Diese gesetzgeberischen Maßnahmen üben Druck auf den Pharmamarkt aus, die Preise für Arzneimittel zu senken, damit sie für die Märkte leicht zugänglich sind.

Seit dem Ende der COVID-19-Pandemie verzeichnet die Pharmaindustrie in Deutschland hohe Gewinnmargen. Im Allgemeinen verfügt die Branche über eine solide Eigenkapitalausstattung, Solvenz und Liquidität. Vergleicht man die pharmazeutische Industrie mit anderen deutschen Branchen, so stellt sich die Zahlungskraft stets überdurchschnittlich gut dar.

Forschung und Entwicklung in der pharmazeutischen Industrie in Deutschland

Deutschland bietet ein ideales Umfeld für die Entwicklung und Herstellung von hochwertigen Produkten, die umfangreiche Studien erfordern. Allein im Inland gibt die Pharmaindustrie jährlich über 6,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung (F&E) aus, das sind 15 Millionen Euro pro Tag. Dies zeigt, dass Deutschland zu den Top-Forschungsstandorten für weltweit tätige Pharmaunternehmen gehört.

Mit rund 500 klinischen Studien, die von forschenden Pharmaunternehmen im Jahr finanziert werden, liegt Deutschland weltweit an siebter Stelle. Gemessen an der Zahl der Patentanmeldungen steht Deutschland an der Spitze der pharmazeutischen Innovation in Europa.

Da Deutschland jährlich Bundesmittel für solche Zwecke erhält, ist es ein echter Hotspot für neue Technologien und Innovationen in der Pharmabranche. Im Jahr 2020 wurden hier über 1.000 medizintechnische Patente erteilt.

Biotech-Unternehmen in Deutschland

Mehr als 30 Biotechnologie-Cluster vernetzen Akteure der akademischen und industriellen Arzneimittelentwicklung und bündeln wissenschaftliche Kompetenzen auf regionaler Ebene. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung pharmazeutischer Innovationen und zum Aufbau eines starken globalen Innovationssystems.

Allerdings gestaltet sich die Marktlage gerade in der Biotechnologiebranche sehr dynamisch. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. von regulatorischen Rahmenbedingungen, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, Finanzierungen und globalen Trends in der Biowissenschaft. Biotechnologieunternehmen sind mittlerweile in den verschiedensten Bereichen tätig, zum Beispiel in der Entwicklung von Arzneimitteln, Diagnostika, Landwirtschaftstechnologien und mehr.

Fazit

Deutschland ist ein strategischer Zugangspunkt für ausländische Unternehmen zum EU-Binnenmarkt und einer der am weitesten entwickelten Gesundheitsmärkte der Welt. Viele Experten bezeichnen das Land als den besten Standort für die pharmazeutische Forschung und Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb von Arzneimitteln. Gründe hierfür sind die Spitzeninnovationen, eine lange Geschichte als „Apotheke der Welt“ und die stetig steigende Nachfrage nach Gesundheitsprodukten.

Im Herzen Europas gelegen, mit einer hervorragenden Infrastruktur und hochqualifizierten Arbeitskräften, bietet Deutschland attraktive Möglichkeiten und ein günstiges Investitionsklima für Pharmaunternehmen, die eine internationale Expansion planen. Daran wird auch die sich derzeit anbahnende Wirtschaftskrise voraussichtlich nichts ändern.