Inzwischen sollte es jeder mitbekommen haben: Das staatliche Rentensystem ist am Ende. Das sogenannte Umlageverfahren, bei dem jeweils die aktuellen Generationen für die Vorgängergenerationen die Renten finanzierten, funktioniert angesichts geburtenschwacher Jahrgänge und immer längerer Lebenserwartung einfach nicht mehr.
Erweiterungen bzw. Alternativen zur staatlichen Rente sind also gefragt. Neben diversen Möglichkeiten zur privaten Vorsorge bietet sich hier insbesondere auch die betriebliche Altersvorsorge an. Eine der Säulen dieser Maßnahme sind Zeitwertkonten, die wir hier etwas näher vorstellen möchten.
Was sind Zeitwertkonten?
Die grundlegende Idee der Zeitwertkonten, auch als Lebensarbeitszeitkonten bezeichnet, ist die Trennung zwischen Arbeitszeit, Arbeitsleistung und dem dafür fälligen Entgelt. Die rechtlichen Hintergründe dafür sind geregelt im so genannten „Flexi-Gesetz“.
Tangiert wird die Einrichtung der Konten von den individuellen und branchenspezifischen Besonderheiten, u. a. Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen, Steuerrecht, Arbeitszeitgesetz, Insolvenzrecht und den jeweiligen Arbeitsverträgen. Mit Zeitwertkonten kann jeder Arbeitnehmer über ein Depot den Bezug von Teilen seiner Vergütung (Lohn, Gehalt, Tantiemen, Urlaubsgeld etc.) und deren Besteuerung auf einen beliebigen Zeitpunkt in der Zukunft verschieben.
Flexibilität von Zeitwertkonten in der Ansparung und der Ausschüttung
Ein Zeitwertkonto kann monatlich flexibel aus Lohn- oder Gehaltsteilen, Tantiemen, etc. bespart werden. Der Arbeitnehmer entscheidet damit eigenständig über die Höhe des monatlichen Bruttodepotzuflusses und der monatlichen Nettovergütung. Die Auszahlung des Depotguthabens oder Teilen davon ist möglich, z. B. zur Finanzierung eines längeren Urlaubs oder eines Hausbaus, des vorgezogenen Ruhestandes oder von Fortbildungsmaßnahmen. Auch eine Kombination ist möglich. So kann etwa das verbliebene Zeitwertkonto-Guthaben in eine betriebliche Altersvorsorge übertragen werden. Mit einem Zeitwertkonto Rechner lässt sich dieses jederzeit errechnen.
Zeitwertkonten stellen somit eine ideale und flexible Lösung für Unternehmen aus dem Mittelstand dar. Und sie werden immer beliebter, denn der deutsche Mittelstand sucht heute allgemein nach Lösungen, um im direkten Wettbewerb mit Unternehmen aus Ländern, die attraktivere Standortbedingungen bieten, bestehen zu können. Zusätzlich muss der deutsche Mittelstand mit im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohen Arbeitskosten und Lohnzuschlägen kalkulieren.
Um diesen und anderen Herausforderungen begegnen zu können, greift der Mittelstand vermehrt auf verschiedene Formen der Arbeitszeitflexibilisierung zurück. Unter Begriffen wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit und den erwähnten Zeitwertkonten kommen dabei Modelle in der betrieblichen Praxis zur Anwendung, mit deren Hilfe ein effizienterer und effektiverer Einsatz des einzelnen Arbeitnehmers möglich gemacht werden soll.
Steuervorteile für den Arbeitnehmer durch Zeitwertkonten
Für Arbeitnehmer macht das Modell des Zeitwertkontos vor allem der Steuervorteil attraktiv, denn sie müssen für das eingezahlte Geld zunächst keine Steuern und Sozialabgaben zahlen. Beides wird erst fällig, wenn der Arbeitnehmer die sogenannte „wirtschaftliche Verfügungsgewalt“ über das Wertguthaben erlangt. Dadurch ergeben sich zwei Vorteile:
Dank der zeitlich verzögerten Versteuerung unterliegt in der Regel ein geringerer Anteil des Gehalts den oberen Steuerprogressionsstufen, was die Steuerlast senkt. Zweitens erwirtschaftet das eingezahlte Kapital eine enorme Rendite, da die Lohnsteuer und Sozialabgaben erst nach der Ansparphase abgeführt werden. Dank des möglichen Zinseszinseffektes ist die Verschiebung der Steuerlast, die heute höhere Einzahlungen ermöglicht, nicht zu unterschätzen.
Vorteile von Zeitwertkonten für Unternehmer
Mancher mag sich nun fragen, was die Unternehmen von der Einführung solcher Zeitwertkonten haben. Klare Antwort: Viel! Die Einführung von Zeitwertkonten im Unternehmen ist nicht nur eine wirtschaftlich kluge Entscheidung, sie erhöht auch die Motivation der Mitarbeiter und die Attraktivität des Unternehmens. Viele innovative Unternehmen führen derzeit Zeitkontenmodelle ein, denn die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeiten und der zukünftige Mangel an qualifizierten Fachkräften ist längst Realität.
Und: Die Steigerung der Flexibilität beim Personaleinsatz kann zu einer Senkung der Personalkosten führen. Konjunkturelle Schwankungen können ausgeglichen, Kurzarbeit oder Kündigungen vermieden werden. Das Ganze führt in der Konsequenz zum Vermeiden betriebsbedingter Kündigungen sowie kostenintensiver Sozialpläne und hoher Abfindungen. Die Mitarbeiterstruktur wird verjüngt und es besteht eine Mitgabemöglichkeit bei Ausscheiden des Mitarbeiters.
Fazit: Lebensarbeitszeitkonten bedeuten höchste Effizienz in der Daseinsvorsorge bei uneingeschränkter Flexibilität für die Arbeitnehmer sowie attraktive, betriebswirtschaftliche Vorteile für das Unternehmen.
