Vom Notfallplan zur neuen Normalität: Wie das Homeoffice die Arbeitswelt verändert

Homeoffice Schreibtisch
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Die Corona-Pandemie hat weltweit massive Veränderungen in vielen Bereichen des Lebens mit sich gebracht. Zu den bemerkenswertesten Entwicklungen zählte dabei mit Sicherheit die Transformation der Arbeitswelt. In vielen Unternehmen wurde das Homeoffice aufgrund von Kontaktbeschränkungen zur unverzichtbaren Arbeitsform. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass das nicht bloß eine vorübergehende Lösung für die Krise war, sondern gleichzeitig auch der Türöffner für neue Arbeitsmodelle und Arbeitsplatzkonzepte.

Die Büros in Deutschland sind deutlich weniger ausgelastet als vor der Pandemie

Wie sich die Arbeitswelt in Deutschland verändert hat, wird an der Auswertung des Münchner ifo-Instituts deutlich. Der Anteil der nicht ausgelasteten Arbeitsplätze im Büro aufgrund von Homeoffice ist vor allem in den Sektoren „Dienstleistungen“ und „Verarbeitendes Gewerbe“ im Vergleich zum Jahr 2019 sprunghaft angestiegen.

Während vor der Pandemie rund einer von 20 Plätzen im Büro frei blieb, ist es aktuell etwa jeder achte Arbeitsplatz. Das Homeoffice ist also gekommen, um zu bleiben.

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt

Auch wenn die Arbeit im Homeoffice die augenscheinlichste Veränderung während der Pandemie war, gingen die Auswirkungen weit über das physische Arbeiten am Arbeitsplatz daheim hinaus.

Vor allem zwang die Krise die Unternehmen dazu, ihre Unternehmenskultur und Führungsdynamik neu zu überdenken. Die hierzulande oft starren hierarchischen Strukturen wurden deutlich aufgelockert und Werte wie Vertrauen und Selbstverantwortung rückten in den Mittelpunkt des Interesses. Führungskräfte mussten lernen, ihre Teams aus der Ferne zu leiten und Vertrauen aufzubauen. Die Kommunikation wurde verstärkt auf virtuelle Plattformen verlagert.

Das war der Durchbruch für Tools wie Microsoft Teams, Google Workspace, Zoom und Slack. Heutzutage ist es für die meisten Angestellten völlig normal, sich mithilfe dieser Software-Lösungen mit seinen Kolleginnen und Kollegen über mehrere unterschiedliche Arbeitsorte zu vernetzen. Die Pandemie hat demnach die Digitalisierung von Arbeitsprozessen wesentlich beschleunigt. Die IT-Experten setzen dabei vor allem auf Cloud-Lösungen, die ohne aufwendige Installation auch am Arbeitsplatz daheim genutzt werden können.

Darüber hinaus ist auch das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ verstärkt in den Fokus gerückt. Geschlossene Schulen und andere Betreuungseinrichtungen haben die Unternehmen gezwungen, selbst kreative und flexible Lösungen für ihre Angestellten zu finden.

In vielen Fällen wurden Homeoffice und flexible Arbeitszeiten zu dauerhaften Optionen, weil auch die Unternehmen die Vorteile erkannt haben, die sie daraus ziehen können. Der Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden ist also nicht nur ein Benefit für die Belegschaft, sondern stellt sich bei näherer Betrachtung als echte Win-win-Situation heraus.

Homeoffice bringt Win-win-Situation für alle Beteiligten

Während sich die Beschäftigten vor allem über die Flexibilität freuen, die es ihnen ermöglicht, ihre beruflichen und persönlichen Verpflichtungen besser zu koordinieren, stehen für die Unternehmen selbst vor allem wirtschaftliche Aspekte im Mittelpunkt des Interesses.

Denn wenn sich ein Teil der Belegschaft ständig im Homeoffice befindet, führt das dazu, dass mittelfristig auch die erforderlichen Büroflächen reduziert werden können. Gleichzeitig geht der Energieverbrauch zurück. In der Bilanz zeigt sich das an den verringerten Ausgaben für Miete und Strom.

Doch die Arbeit im Homeoffice ist bei Weitem nicht der einzige Vorteil für die Unternehmen. Auch die Personalsuche erleichtert sich für die HR-Abteilungen erheblich durch den Wegfall der geografischen Barriere. Qualifizierte Fachkräfte können unabhängig von ihrem Standort in das Unternehmen eingebunden werden und bringen so eine neue Vielfalt und Diversität ins Team.

Zu den Gewinnern des Homeoffice-Booms gehören aber nicht nur die Angestellten und das Unternehmen, sondern auch die Umwelt. Denn weniger Pendelverkehr bedeutet eine Reduzierung des Verkehrs auf den Straßen und damit eine Verringerung der Emissionen.

Die Gefahren des Homeoffice: Soziale Isolation und Sicherheitsrisiken

Bei aller Euphorie sollten Unternehmer jedoch auch immer einen kritischen Blick auf die Gefahren werfen, die mit dem Homeoffice verbunden sind.

Das Arbeiten von zu Hause aus kann zu sozialer Isolation führen, da der direkte Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten eingeschränkt ist. Zudem stellt auch die klare Abgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit für viele Angestellte ein großes Problem dar.

Nicht zuletzt ist das Homeoffice für viele Unternehmen auch eine technische Herausforderung, denn Schwierigkeiten wie Netzwerkunterbrechungen oder Hardwareausfälle können die Produktivität massiv beeinträchtigen. Zudem erhöht sich auch das Risiko von Datenschutzverletzungen und Cyberangriffen und erfordert ein entsprechendes Sicherheitskonzept.

Eine gute Kommunikation, klare Richtlinien und angemessene Unterstützung seitens der Arbeitgeber können jedoch dabei helfen, diese Herausforderungen gemeinsam erfolgreich zu bewältigen.